Lisa platzte beinahe vor Stolz, als sie ihren Eltern erzählte, sie würde am kommenden Samstag mit ihrem Schachklub ein wichtiges Auswärtsspiel bestreiten. Da ginge es um die Qualifikation für die Vereinsmeisterschaft der besten Juniorenmannschaften, sagte sie und tönte dabei so enthusiastisch, als ginge es um die Weltmeisterschaft.
«Moment mal», rief ihr Vater dazwischen, «du sollst also in der Juniorenauswahl deines Schachklubs mitspielen, richtig?»
«Ja, Roberto hat gesagt, dass ich am sechsten Brett spielen darf.» Lisa war nun ein wenig irritiert, weil ihre Eltern ihr nicht gleich um den Hals fielen und nicht zeigten, wie die toll sie diese Nachricht fanden.
Ihre Mutter fand als Erste das Wort: «Ach, meine kleine Lisa, das ist ja unglaublich. Da müssen wir dich aber begleiten, nicht wahr. Die Eltern dürfen doch wenigstens zuschauen, oder?»
«Ja, klar», strahlte Lisa erleichtert, «ihr kommt doch auch mit, oder?»
Ihr Vater meinte bedächtig, dass er eigentlich vorhatte, am Samstag mit Lisa ins Fußballstadion zu gehen, aber ja, wenn seine Tochter zum erstenmal ein so wichtiges Schachspiel bestreiten müsse, würde er natürlich gerne dabeisein.
Samstag, Spiellokal des Schachklubs Schwarz-Weiß: Lisa macht ihre Eltern mit Roberto bekannt, der erfreut ist, dass sie gekommen sind, um ihre Tochter zu unterstützen. «So nervös war sie noch nie», bemerkt Lisas Vater, «aber sie wird doch hoffentlich auch verlieren dürfen?»
«Ja, selbstverständlich», lacht Roberto, «Niederlagen gehören dazu, sie sind sogar nützlich, wenn man weiterkommen will im Schach und überhaupt. Lisa braucht keine Angst zu haben, Fehler zu machen und das Spiel zu verlieren.» Lisas Eltern hören staunend, wie Roberto ihre Tochter lobt. Sie sei eine Draufgängerin, behauptet er, und sie habe einfach ein besonderes Talent für das Schachspiel, so wie andere ein Talent für Musik, Zeichnen oder ein bestimmtes Handwerk haben. Jetzt müsse er sich aber um seine Schützlinge kümmern, entschuldigt er sich.
Im Saal herrscht ziemliches Gedränge um die Schachtische herum. Lisa ist froh, sich zu Rudi und den andern Kameraden ihres Teams begeben zu können.
Der Spielleiter des Heimteams begrüßt die Anwesenden und weist auf die Bedeutung dieses Wettkampfs hin. «Die beiden Teams, die heute aufeinander treffen, spielen um die Qualifikation zur Vereinsmeisterschaft der U16-Junioren im Dezember.» Er ermahnt die Zuschauer, sich während der Spiele ruhig zu verhalten und gibt dann die Spielpaarungen bekannt.
«Mist, jetzt kann ich die Trompete wieder versorgen, mit der ich Lisa anfeuern wollte», hört Lisa in ihrem Rücken Roger flüstern, worauf Nadja ein lautes Kichern nicht unterdrücken kann. Die beiden sind gekommen, um sie moralisch zu unterstützen, wie sie behaupten. Sie bekommt am sechsten Brett Yuki zugeteilt, ein etwa gleichaltriges Mädchen mit asiatischem Aussehen – vielleicht Japanerin, denkt Lisa überrascht, als sie sich höflich die Hand reichen, bevor sie sich zusammen an ihren Tisch begeben.
Rudi spielt am zweiten Brett. Ein Fotograf der Regionalzeitung ist da, und einige der Junioren sind ebenfalls mit ihren Eltern gekommen, die vom Spielleiter erneut gebeten werden, sich von jetzt an möglichst nur noch diskret zu unterhalten.
Lisa ist hypernervös. Sie hat letzte Nacht kaum geschlafen und sich immer wieder vorgestellt, dass ihr schon nach wenigen Zügen ein grober Fehler unterlaufen könnte und sie den Gruppensieg ihres Teams vermasseln würde. Sie ist vor Kurzem 13 Jahre alt geworden, und nie zuvor im Leben hatte sie sich selber so unter Druck gesetzt.
«Es ist nur ein Spiel, bleib einfach ruhig», hört sie Rudi sagen, als er an ihr vorbeigeht.
«Klar, wird schon schiefgehen», hört sie sich gespielt unaufgeregt antworten. «Ich wünsche dir eine gute Partie.»
Vor ihr stehen die weißen Figuren schön aufgereiht auf ihren Feldern, gegenüber blickt ihr die schwarze Truppe drohend entgegen, und hinter dieser sitzt die lächelnde Yuki.
Gemurmel im Saal. Ein Gong ertönt und dann die Stimme des Spielleiters:
«Ruhe bitte, die Spiele sind eröffnet.»
1. e4 e5
2. Sf3 Sc6
3. Lc4 Lc5
Eine ruhige Entwicklung, wie ich gehofft hatte, denkt Lisa. Nun kann ich versuchen, mit den Bauernzügen nach c3 und anschließend d4 das Zentrum zu besetzen.
4. c3 Df6? (Diagramm 139)
Diagramm 139, nach 4. c3 Df6
Wieso bringt sie jetzt schon die Dame ins Spiel?, fragt sich Lisa. Ich habe mit Springer f6 gerechnet. Kann ich jetzt noch d4 spielen? Eigentlich nicht, d4 ist nun von vier gegnerischen Steinen beherrscht, aber nur von drei eigenen geschützt. Trotzdem, wenn ich d4 spiele und dann die Dame f6 angreife, nachdem Yuki meinen Bauern auf d4 geschlagen hat, sollte ich danach den Bauernverlust ausgleichen können…
5. d4 exd4
6. e5!
Wenn sie nun mit dem Springer meinen Bauern e5 schlägt, gehe ich mit der Dame auf e2. Ihr Springer ist dann gefesselt (König e8), ich schlage den Bauern d4 und greife den Springer an. Das würde ihr vielleicht nicht gefallen.
Yuki überlegt lange, und Lisa schielt auf die Schachuhr. Yukis Zeit läuft, und das ist irgendwie beruhigend.
6. … Dg6 (Diagramm 140)
Diagramm 140, nach 6. e5! Dg6
Von wegen ruhiges Spiel! Yuki droht mit Dxg2, und ich bin wieder nur am Verteidigen, denkt Lisa bekümmert. Nadja und Roger stehen nahe genug an ihrem Tisch, um Lisas Spiel verfolgen zu können. Ihre Gesichter verraten nichts. Roberto scheint sich als Zuschauer mehr für die Spiele an den ersten beiden Brettern zu interessieren. Auch gut.
Lisa geht in Gedanken rasch alle Optionen durch: Rochade? Springer nach g5? Droht immerhin Lxf7+ – nein, Unsinn, Yuki würde natürlich mit Sxe5 antworten. Springer nach h5, Yukis Dame angreifen und g2 verteidigen? Ups, das geht nicht wegen De4+, und mein Springer h4 wäre verloren!
Und was passiert, wenn ich mit dem Bauern c3 ihren auf d4 schlage? Wenn sie g2 schlägt, kann ich die Dame mit Tg1 ganz einfach auf h3 vertreiben. Dann würde ich mit Lxf7+ antworten und – falls ihr König den Läufer schlägt – mit Springer g5+ ihre Dame erobern! Ihre Nervosität legt sich. Jetzt noch einmal alle Möglichkeiten durchgehen. Ja, soll sie doch auf g2 schlagen, aber zuerst hole ich mir den Bauern zurück!
7. cxd4! Lb4+
8. Sc3 d6 (Diagramm 141)
Diagramm 141, nach 8. Sc3 d6
Lisa ist ein wenig enttäuscht, weil Yuki nicht mit Dxg2 in die Falle getappt ist. Nun muss ich rochieren, den Springer c3 entfesseln und g2 schützen, überlegt sie. Yuki wird ihren Läufer c8 ins Spiel bringen, vielleicht auf g4, und dann den Bauern e5 abtauschen wollen, um nachher mit dem Springer über e5 Druck auf meinen Springer f3 zu machen.
9. 0–0 Lxc3
10. bxc3 dxe5 (Diagramm 142)
Diagramm 142, nach 10. bxc3 dxe5
Jetzt cool bleiben! Wenn ich mit meinem Bauern auf d5 gehe, vertreibe ich ihren Springer c6 und kann dann ihren Bauern e5 schlagen, bevor sie den Läufer auf g4 setzt und meinen Springer an die Dame d1 fesselt. Ihre Nervosität steigt wieder an. Ein paar Schritte und ein wenig Bewegung wären jetzt gut, überlegt sie. Natürlich dürfte sie sich nur innerhalb der Zone mit den Turniertischen bewegen. Die Organisatoren würden darauf achten, dass sie keine Tipps von ihren Begleitern oder gar von ihrem Coach bekäme.
Eben ist Rudi an ihrem Tisch vorbeigekommen und einen Moment stehen geblieben, um die Stellung auf ihrem Brett zu betrachten.
Sie würde auch gerne wissen, wie es ihren Teamkameraden läuft, doch sie verwirft den Gedanken und konzentriert sich wieder auf ihr eigenes Spiel.
Noch einmal nachdenken: Mit dem Bauern auf d5, dann geht Yuki vielleicht mit dem Springer nach a5, ich stelle den Läufer auf d3, greife ihre Dame an und schlage schließlich den Bauern e5.
11. d5 Lh3? (Diagramm 143)
Diagramm 143, nach 11. d5 Lh3
Uups, Mattangriff! Schnell alle Möglichkeiten überprüfen, wie das Matt abgewendet werden kann: Bauer auf g3 kommt nicht infrage, weil dann der Läufer den Turm auf f1 schlagen würde. Diesen Qualitätsverlust muss sie vermeiden. Sg5 ist suboptimal wegen Lxg2, Kxg2, h6 mit Fesselung des Springers; Sh4 ist besser. Viel besser!
12. Sh4 De4 (Diagramm 144)
Diagramm 144, nach 12. Sh4 De4
Dieser Zug war zu erwarten. Jetzt greift sie zwei Figuren an, und auf g2 droht immer noch Matt, wenn man sich den Springer h4 wegdenkt. Ich kann aber auch zwei Figuren schlagen. Noch einmal alles durchrechnen: Ich schlage Springer c6, sie den Läufer c4 (sie hat ja kaum eine andere Wahl), dann ich den Läufer h3 und sie den Springer h4. Und dann ist die d-Linie offen… Yuki betrachtet die Stellung hoch konzentriert und wartet gespannt auf Lisas Zug.
13. dxc6 Dxc4
14. gxh3 Dxh4 (Diagramm 145)
Diagramm 145, nach 14. gxh3 Dxh4
Unter den Zuschauern um den Tisch von Lisa und Yuki wird leise gesprochen und geflüstert. Auch Roberto scheint mitbekommen zu haben, dass sich an Brett sechs etwas tut. Lisa schaut kurz auf und nimmt wahr, wie er ihr zublinzelt. Er scheint erfreut zu sein von dem, was er sieht.
Ihre Nervosität steigt wieder an. Ich muss mich konzentrieren, sagt sie sich und schaut wieder auf die Stellung auf ihrem Brett, während die Schachuhr leise vor sich hin tickt.
Lisa kombiniert: Dd7+ Kf8; La3+ Se7. Oder ist cxb7 Tb8; Dd5 besser? Nein, den Angriff würde Yuki leicht mit Se7 abwehren können.
15. Dd7+! Kf8
16. La3+ Se7 (Diagramm 146)
Diagramm 146, nach 16. La3+ Se7
Lisa entspannt sich ein wenig. Jetzt b7 schlagen, dann abwarten, ob Yuki den Turm auf b8 oder e8 stellen wird, um zu verhindern, dass ich den Bauern auf b8 in eine Dame umwandle. Ein Blick auf die Schachuhr: Sie hat noch eine Menge Zeitreserve.
17. cxb7
Sie wird vermutlich Te8 spielen, überlegt Lisa. Wenn ich dann mit Dxe8 antworte und sie mit Kxe8, kann ich den Bauern auf b8 in eine neue Dame umwandeln.
17. … Te8 (Diagramm 147)
Diagramm 147, nach 17. cxb7 Te8
Wie ihre nächsten beiden Züge aussehen, liegt auf der Hand. Lisa kann es kaum fassen, dass auf einmal alles so einfach wird. Angespanntes Schweigen um ihren Tisch herum. Sie erwägt noch, mit der Dame c7 zu schlagen, doch dann wählt sie den direkteren Weg:
18. Dxe8+ Kxe8
19. b7–b8D+ Kd7 (Diagramm 148)
Diagramm 148, nach 19. b8D+ Kd7
Jetzt den Turm h8 schlagen, dann mit dem eigenen Turm von a1 nach d1 und Schach geben, denkt Lisa. Sie ist voller Vorfreude auf den Sieg, den sie nun gewiss nicht mehr aus der Hand geben würde.
20. Dxh8
Lisa denkt, dass ihre Gegnerin aufgrund der aussichtslosen Lage eigentlich jetzt aufgeben könnte. Aber Yuki scheint noch einen Ausweg zu sehen:
20. … Dxh3 (Diagramm 149)
Diagramm 149, nach 20. Dxh8 Dxh3
Vielleicht kapituliert sie, wenn ich jetzt Tad1+ spiele. Vor lauter Aufregung hat Lisa vergessen, die letzten beiden Züge zu notieren. Wie war das noch nach ihrem 18. Zug? Zum Glück hat sie noch genügend Zeitreserve, und es gelingt ihr, das Spielformular auf den aktuellen Stand zu bringen.
21. Tad1+ Kc6 (Diagramm 150)
Diagramm 150, nach 21. Tad1+ Kc6
Na gut, dann noch Lxe7. Offenbar will Yuki diese Partie bis zum Matt durchspielen. Jetzt lässt sie sogar ihren Springer einfach stehen. Lisas linke Hand schwebt über dem Läufer a3. Sie zögert noch. Jemand hat gehustet, und irgendwie kommt ihr dieses Hüsteln bekannt vor. Als sie aufschaut, sieht sie Roberto, der sie mit aufgerissenen Augen anstarrt und fast unmerklich den Kopf schüttelt.
Lisa ist irritiert. Sie schaut noch einmal genauer aufs Brett – ihre Hand immer noch über dem Läufer a3 – und erschrickt. Deshalb also hat Yuki nicht bereits aufgegeben: Sie kann mit ihrer Dame Dauerschach geben, abwechselnd auf g4 und f3, die Partie würde remis enden! Yuki hatte gehofft, dass Lisa dies übersehen würde. Der scheinbar vergessene Springer ist eine Falle! Lisa atmet auf, zu ihrem Glück hat sie den Läufer a3 noch nicht berührt.
Sie zieht ihre Hand zurück und überlegt, wie sie das Remis abwenden soll. Bauer auf f3? Oder den Bauern g7 schlagen? Ja, das würde Dg4+ verhindern. Doch eigentlich kann ich auch weiter auf Angriff spielen…
22. De8+ Kb7
23. Tb1+ 1: 0 (… Ka6; 24. Da4‡)
Diagramm 151, Schlussstellung
Yuki lächelt und gratuliert: «Du hast sehr gut gespielt! Ich hatte nur noch die Hoffnung, dass du meinen Springer schlägst.»
Die Aufregung nach Lisas großartigem Sieg ist enorm. Ihr Resultat wird vom Spielleiter registriert, Gratulationen, Küsschen von Nadja. Umarmungen von Mama und Papa, die mächtig stolz auf sie sind. «Sensationell», meinen alle ihre Freundinnen und Freunde. «Jetzt führen wir 3:2, nur Rudis Partie ist noch nicht fertig, aber er steht gut. Mindestens ein Remis sollte drinliegen.»
Sie bedankt sich bei Roberto für seinen heimlichen Hinweis: «Danke für deinen Tipp, ich hätte den Sieg beinahe aus der Hand gegeben!»
«Tipp? Wovon redest du? Du hast es alleine geschafft!», antwortet der Trainer. Er schaut sich nervös um, und Lisa begreift erschrocken, dass es für sie und ihren Coach wohl besser ist, sein Hüsteln und Kopfschütteln unerwähnt zu lassen. Zum Glück scheint das niemand mitbekommen zu haben; keiner schaut sie fragend an.
Ein Schönheitsfehler, wird es Lisa bewusst, der ihre Freude an ihrem Sieg ein wenig trübt. Aber nur ein wenig.
«Bitte Ruhe», mahnt der Spielleiter, «an Brett zwei wird noch gespielt.» Kurzes Gemurmel, dann absolute Stille. Rudi, der am zweiten Brett spielt, sitzt angespannt auf seinem Stuhl, den Kopf in beide Hände gestützt. Sein Gegner ist am Zug und scheint ebenfalls nichts anderes wahrzunehmen als die 64 Felder und die paar Figuren, die sich noch auf dem Brett befinden. Das kurze Surren der Kamera und der gleichzeitig erfolgende Blitz, als der Fotograf der Lokalzeitung die beiden Kontrahenten ablichtet, erhöhen die Spannung im Raum und die Nervosität der beiden Spieler. Jetzt hat Rudis Gegner, ein großgewachsener hagerer Junge, seinen Zug ausgeführt und die Taste an der Schachuhr gedrückt. Die Zuschauer drängen näher an den Tisch heran, Rudi notiert den Zug des Gegners und spielt nach kurzem Überlegen den Antwortzug. Atemlose Stille. Rudis Gegenspieler starrt minutenlang auf das Brett, schaut dann auf und reicht Rudi wortlos die Hand. Rudi erhebt sich und strahlt, und Lisa wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, doch ihr Freund wird jetzt vom ganzen Team gefeiert und weiß nicht, wie ihm geschieht.
«Wir spielen um die Landesmeisterschaft», jubeln Spielerinnen, Spieler und Fans des Schachklubs ChessMate. Lisa ist erleichtert darüber, dass es am Ende für das Team dank Rudis Sieg keine Rolle mehr spielt, ob sie gegen Yuki einen ganzen Punkt geholt oder, nach einem Remis, nur einen halben gewonnen hätte.
Inzwischen ist auch Onkel Erich eingetroffen, der wegen seines Jobs nicht früher kommen konnte. Er gratuliert Lisa enthusiastisch zu ihrem Sieg und meint: «Mich wundert gar nichts mehr. Vor einem Jahr hast du noch keine Ahnung gehabt, wie ein Springerzug geht, und vor zwei Monaten hast du mich zum erstenmal einwandfrei besiegt. Jetzt gehörst du schon zu den Besten deines Jahrgangs in unserer Stadt. Unglaublich, einfach unglaublich!»
«Ich habe ja immer schon gesagt, dass sie alle in die Tasche steckt», hört sie Roger zu Erich sagen, «am Schachbrett ist sie gnadenlos.»
«Ach, du spinnst», lacht Lisa etwas verlegen und verpasst Roger mit der flachen Hand einen Stoß.
Lisa fühlt, dass sie noch Zeit braucht, um zu verstehen, was heute passiert ist. Es ist das erste wirklich große Erfolgserlebnis in ihrem Leben, und dass sie ihre Freude mit ihren Schachfreunden und der Familie teilen darf, macht den Tag für sie umso schöner.
«Komm», bemerkt sie zu Roger, «du sagtest doch, dass du deine Trompete dabei hast. Wie wär's mit einer Fanfare?»
Roger bedauert, dass er nur geblufft hat: «Nein, sorry, das war nur ein Scherz. Ehrlich, sonst würde ich jetzt ‹We are the Champions› spielen.»